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Individualismus ist NICHT biblisch

 

            Heutzutage haben wir immer mehr mit sogenanntem christlichen Individualismus zu tun, aber das Neue Testament bestätigt oder unterstützt diese Sichtweise nirgendwo. Ganz im Gegenteil: Auf biblischer Basis müssen wir feststellen, dass Nicht-Zugehörigkeit zu einer Kirchengemeinde ein klares Merkmal der geistlichen Ignoranz ist. So, wie „Halb-Christentum“. Warum haben wir denn so viele Christen, die zu keiner Kirchengemeinde gehören?

            Angehörige dieser Richtung argumentieren, die Ursache liege bei den schwachen Kirchen-gemeinden. Obwohl dies stimmen kann, ist es noch keine Entschuldigung. Es gibt keine idealen Kirchen-gemeinden, weil es keine idealen Menschen gibt. Und die Aufgabe der Kirchengemeinden ist es, das Wachstum der Mitglieder im Glauben und im praktischen christlichen Leben zu fördern.

 

            Persönlich meine ich, dass außer [1] in dem Mangel an Erkenntnis der neutestamentlichen Lehre zu diesem Thema die Hauptquelle des christlichen Individualismus in [2] der Angst vor den Verbindlichkeiten oder Disziplin liegt. Der sogenannte moderne Mensch flieht womöglich vor Verbindlichkeiten, indem er behauptet, dass dadurch seine Freiheit beschädigt werde.[1]

Ein anderes Problem ist [3] das Christentum in Gestalt der „Massenmedien“. Das sind aber nur Substitute[2], die niemals Kirchengemeinden ersetzen können. Ich kenne manche Christen, die stundenlang vor dem Fernseher sitzen oder im Internet surfen, sich vom Hören und Schauen der wunderbaren Predigten und Gottesdienste anregen lassen, aber gerade durch den Mangel an Verbindlichkeit innerhalb einer eigenen Kirchengemeinde keine Chance haben, das alles praktisch anzuwenden; sie sind sich dessen irgendwie unbewusst, dass die Menschen auf der andere Seite des Bildschirmes sehr stark mit ihren Kirchengemeinden verbunden sind.  

Letztlich – was man verstehen und nachvollziehen kann – gibt es auch Christen, die ohne Kirchengemeinde sind, weil sie [4] in Sünde leben.

Ein christlicher Individualist ist ein Widerspruch zu Gottes Ordnung für unser Leben.

 

            Aktuell haben wir in der Kirche Jesu eine gefährlichere Krise, das ist die Kirchengemeinden-Krise. Dort, wo eine Kirchengemeinde ignoriert wird, wird gleichzeitig die universale Kirche Jesu ignoriert. Die Kirche wird mit dem menschlichen Leib verglichen.[3] Können wir uns getrennte und dennoch lebendige und funktionierende Leibesteile vorstellen? Fliegende Ohren? Umherspazierende Beine? Was machen die Anhänger des christlichen Individualismus mit folgender Feststellung: „Aus ihm [Jesus] wird der ganze Leib gut zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk des Dienstes, entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils; und [so] wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe“?[4] Wenn wir diesen Text im Kontext der universalen Kirche versuchen zu verstehen, wie werden wir dann Begriffe wie „Zusammenfügung“, „Verbundenheit“, „Unterstützung“ praktisch anwenden? Kirche ist doch keine Abstraktion! Sie muss einen Ausdruck haben – und die Anwendung dieses Ausdruckes realisiert sich eben auf der Ebene der Kirchengemeinde, der lokalen Kirche.

 

Hebräer 10, 24-25: „Lasst uns aufeinander achthaben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, je mehr ihr den Tag [Ende] herannahen seht.“

 

St. M.



[1]     Sehr ähnlich ist es auch in anderen Lebensbereichen, wie zum Beispiel in außerehelichen Beziehungen.

[2]     Ersatz.

[3]     z.B. 1. Korinther 12, 14-27.

[4]     Epheser 4, 16.

Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, den 24. Februar 2021 um 09:44 Uhr